Kategorien: Stadtwerke AG
18.06.2021

Auch kleine Grünflächen helfen dem Klima Umgestaltung des Stadtwerke-Vorplatzes wissenschaftlich begleitet

Nach dem Motto: „Auch kleine Flächen helfen dem Klima“ wird die Mainzer Stadtwerke AG im Rahmen ihres Projektes „Aus Grau wird Leben“ künftig weitere bisher versiegelte firmeneigene Asphalt- oder Steinflächen in Grünflächen umwandeln.

Weitere Begrünungen geplant

Darüber hinaus will das kommunale Unternehmen zusätzliche Fassaden- und Dachbegrünungen im Stadtgebiet auf den Weg bringen – etwa im Zollhafen oder im Heiligkreuzviertel. Das kündigten der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr und Oberbürgermeister Michael Ebling heute bei einem Pressetermin auf dem Vorplatz des Stadtwerke-Hochhauses in der Rheinallee an. Im Frühjahr 2020 hatten die Stadtwerke hier eine neue etwa 150 Quadratmeter große Grünfläche eingeweiht. Wo vorher Steinplatten im Sommer die erhitzte Luft in die Umgebung abstrahlten, sorgen seitdem kleinere Gehölze und Stauden für ein besseres Kleinklima. Und das offenbar mit Erfolg: Der mit der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes beauftragte Gutachter Achim Burst vom Büro Ökoplana dokumentierte, dass auch von solchen kleinen „grünen Trittsteinen“ wie der Vorplatzumgestaltung wichtige „thermische Gunsteffekte“ ausgehen.

Der Stadtwerkevorplatz wird Grün
„Als kommunales Unternehmen haben wir uns der Nachhaltigkeit verpflichtet“, erläutert Daniel Gahr den Hintergrund für das breite Engagement der Mainzer Stadtwerke bei diesem Thema. „In vielen Bereichen wie etwa in der Produktion von Ökostrom durch Windkraft-, Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen, bei der Elektromobilität oder unseren Arbeitsprozessen sind wir schon sehr weit. Bei unseren Betriebsstätten und dem Werksgelände haben wir jetzt noch einiges mehr vor.“ Mit der Umgestaltung der etwa 150 Quadratmeter großen Vorplatz-Fläche wolle man zeigen, dass es auch mitten in der Stadt mit beengten Raumverhältnissen oberhalb einer Tiefgarage durchaus Möglichkeiten gibt, die Artenvielfalt und das Mikroklima zu verbessern.

Dies sei durchaus gelungen, attestiert Gutachter Burst dem stadtnahen Unternehmen. Während einer Hitzeperiode im Sommer vergangenen Jahres führte er Luft- und Windmessungen auf dem Vorplatz durch, ermittelte zudem Strahlungstemperaturen verschiedener Boden-Oberflächen auf dem Vorplatz. Anschließend analysierte er die Ergebnisse und untersuchte dabei, wie sich die neuen Pflanzen und Sträucher auf das Klima in der unmittelbaren Umgebung auswirken. Dass von der relativ kleinen Beet-Fläche keine größeren klimatischen Auswirkungen auf weiter entfernte Bereiche in der Nachbarschaft erwartet werden konnte, war klar. Die Ergebnisse der Messergebnisse zeigen aber, dass die Grünanlage trotz ihrer geringen Flächengröße auf dem Vorplatz eine Lufttemperatursenke ausbildet. Burst: „Über der neuen Grünanlage stellen sich in einer Höhe von einem Meter über dem Boden gegenüber den angrenzenden versiegelten Vorplatzflächen um bis ca. 1.1 Kelvin (K) niedrigere Lufttemperaturen ein.“ Ein Kelvin entspricht landläufig etwa einem Grad. Tagsüber verpufft dieser erfreuliche Effekt in der Umgebung des umgestalteten Beets zwar, weil dann die Luftschichten durch die starke Sonnenstrahlung und die Hitze zu stark durchmischt werden. In den Nachtstunden von 22 Uhr bis 4 Uhr wurde die kühlere Luft über der Grünanlage aber mit dem Wind 15 bis 20 Meter weit verfrachtet, bevor sie ihre Kühlwirkung verlor. Die neue Grünanlage senkt in der Nacht also auch die Umgebungstemperatur in unmittelbarer Nähe ab.

Grünfläche heizt sich weniger stark auf

Der Gutachtachter hat zudem untersucht, wie unterschiedlich stark sich verschiedene Oberflächen auf dem Vorplatz durch die Sonnenstrahlen aufheizen. Es zeigt sich, dass die Grünanlage gegenüber asphaltierten und gepflasterten Arealen am Tag um etwa 2 bis 12 K niedrigere Oberflächentemperaturen aufweist. Werden die Stauden bewässert, so nehmen die Differenzen um ca. weitere 5 K zu. Aufs Klein-Klima bezogen könne es also durchaus sinnvoll sein, Grünflächen in dicht besiedelten städtischen Strukturen in Hitzeperioden zu bewässern – vorausgesetzt, es gebe genügend Wasser, so Burst. Sein abschließendes Fazit: „Die neue kleine Grünanlage der Stadtwerke ergänzt die stadtklimatische Gunstwirkung des Baumbestandes entlang der Rheinallee sowie der nördlich benachbarten Grünen Brücke und ist ein weiterer ,grüner Trittstein´ im Vernetzungssystem zwischen den Quartiersplätzen in der Mainzer Neustadt.“

Oberbürgermeister Michael Ebling wies darauf hin, dass nach einer Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) aus dem Jahr 2017 zu den Klimawandelfolgen im Raum Mainz/Wiesbaden zu erwarten ist, dass die sommerliche Wärmebelastung in den nächsten Jahrzehnten auffallend ansteigen wird. Entsprechend den DWD-Prognosen werde im Zeitraum 2031 bis 2060 in der Mainzer Neustadt die durchschnittliche Anzahl der Sommertage im Jahr von bislang 53 Tagen auf ca. 76 Tage ansteigen. Bei der Anzahl der heißen Tage im Jahr mit Temperaturen über 30 Grad sei mit einer Zunahme von 14 Tagen auf bis zu 29 Tage zu rechnen. Ebling: „Die zunehmende Überhitzung unserer Städte erfordert entsprechendes konsequentes Handeln. Dazu zählen auch stadtplanerische Maßnahmen wie zusätzliche Begrünungsmaßnahmen im Bereich bisher versiegelter Flächen, die dabei helfen, die Höchsttemperaturen zu begrenzen.“

Auch Neustadt-Ortsvorsteher Christoph Hand lobt das Engagement der Mainzer Stadtwerke und hofft auf Nachahmer. „Neben den Verbesserungen für das Klein-Klima haben solche neuen Grünflächen, Bäume und Sträucher im städtischen Raum eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Lebensqualität der Menschen. Auch wenn sie etwas kleiner sind und gar nicht mal bewusst wahrgenommen werden.“