Kategorien: Stadtwerke AG
12.09.2023

Wie wollen wir in Mainz künftig heizen? Mainzer Stadtwerke stellen Wärmemasterplan 2.0 vor

Seit gut einem Jahr untersuchen Experten der GEF Ingenieur AG zusammen mit Fachleuten der Unternehmensgruppe Mainzer Stadtwerke AG und in Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz, wie eine klimaneutrale Wärmewende in Mainz möglichst zügig, wirtschaftlich und mit einer breiten Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden kann. Jetzt liegt das Gutachten vor

Nachdem sich der Stadtvorstand mit der Untersuchung beschäftigt hat, stellten heute die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger und Stadtwerke-Vorstand Dr. Tobias Brosze die Ergebnisse des Wärmemasterplans 2.0 für Mainz bei einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vor.

In ihrer Untersuchung haben die GEF-Gutachter zunächst die aktuell bestehenden Wärmeversorgungsmöglichkeiten wie beispielsweise Erdgasheizungen, ein Fernwärmeanschluss, Wärmepumpen oder Pelletkessel im Hinblick auf die Zuverlässigkeit der Technik, auf Wirtschaftlichkeit und Ökologie, auf rechtliche Rahmenbedingungen oder auch im Hinblick auf die Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern bewertet. „Fernwärme stellt sich aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher als die günstigste Lösung zur klimaneutralen Wärmeversorgung dar und sollte daher massiv ausgebaut werden“, erläutert Dr. Stefan Richter, Vorstand der GEF Ingenieur AG, das Ergebnis dieses Rankings. Nächstbessere Varianten sind laut den Gutachtern Luftwärmepumpen, gefolgt von Erdwärmepumpen, danach kommen Holzpelletskessel und Wasserstoff-geeignete Gaskessel. Reine Erdgaskessel oder Ölheizungen erfüllen die neuen verbindlichen ökologischen und rechtlichen Kriterien des Gebäudeenergiegesetzes nicht und stellen deshalb keine mittel- und langfristigen Alternativen mehr in der Wärmeerzeugung dar.

 

Wo soll in Mainz künftig wie geheizt werden?

Wichtiger als Neubaugebiete, bei denen sich eine klimaverträgliche Wärmeversorgung vorher recht gut planen lässt, sind für die Wärmewende die bestehenden Gebäude in Mainz. Denn hier ist das CO2-Einsparpotential am größten.

Die GEF Ingenieur AG hat das Mainzer Stadtgebiet in 35 Untergebiete aufgeteilt – die Einteilung der Areale erfolgte dabei unter anderem anhand des aktuellen und künftig erwarteten Wärmeverbrauchs in dem jeweiligen Gebiet, der dort bereits vorhandenen Leitungsnetze wie etwa Fernwärme oder Erdgas sowie aufgrund städtebaulicher Gegebenheiten und existierenden Gebäudestrukturen. Wichtig dabei ist insbesondere der aktuelle und der künftig erwartete Wärmeverbrauch in einem Areal. Teilweise konnte für den Wärmemasterplan 2.0 dabei auf Daten aus dem 1. Mainzer Wärmemasterplan aus dem Jahr 2015 zurückgegriffen werden, teilweise wurden Daten aktualisiert. Warum sind die Wärmeverbräuche so wichtig? Fernwärme belegte beim GEF-Ranking der klimafreundlichen Erzeugungsarten nicht nur den ersten Platz. In Mainz gibt es bereits ein Fernwärmenetz mit einer Länge von mehr als 100 Kilometern. Doch der Fernwärmeausbau ist aufwändig, Fernwärme eignet sich daher vor allem in Gebieten mit hohem Wärmeverbrauch wie beispielsweise bei einer Blockbebauung. Für Ein- und Zweifamilienhäuser ist die Fernwärme nicht unbedingt geeignet.

Janina Steinkrüger machte deutlich, dass der Wärmemasterplan 2.0 zwar noch keine verbindliche Festlegung für eine bestimmte Art der künftigen Wärmeerzeugung  in einem bestimmten Stadtteil oder Gebiet darstellt. „Die Expertinnen und Experten machen aber sehr konkrete Vorschläge und liefern eine fundierte Grundlage für die jetzt anstehende  kommunale Wärmeplanung. Mit der jetzt vorliegenden Untersuchung haben wir einen sehr soliden Grundstein gelegt, für die nächsten Schritte bei der Wärmewende.“

Dr. Tobias Brosze: „Die Stadt Mainz wird auf den Ergebnissen des Wärmemasterplans 2.0 die Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung vorantreiben. Und die Unternehmensgruppe Mainzer Stadtwerke AG wird parallel ihre Wärmestrategie konkretisieren. Unter anderem betrifft das den weiteren Ausbau der Fernwärme in Mainz, aber auch den Ausbau des Stromnetzes für den zu erwartenden Zubau von Wärmepumpen. Und wir werden Lösungen weiterentwickeln für Gebiete, in denen der Fernwärmeausbau keinen Sinn macht.“

Empfehlungen des Wärmemasterplans für die Stadtgebiete

In mehreren Gebietskarten kennzeichnen Areale, für die die GEF-Gutachter bestimmte Wärmeversorgungsarten empfehlen. Insgesamt gibt es fünf Einteilungen über das Stadtgebiet verteilt. Dabei ist aber zu beachten, dass die Zuordnung eines Gebietes in eine Wärme-Versorgungskategorie durchaus Ausnahmen zulässt. So wird  die Mainzer Neustadt zwar als Fernwärme-Vorranggebiet eingestuft. Das heißt aber nicht, dass automatisch alle Gebäude der Neustadt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ans Fernwärmenetz angeschlossen werden müssen. Im Gegenzug kann es auch sein, dass in einem Stadtteil, der im WMP 2.0 überwiegend für die dezentrale Versorgung als geeignet angesehen wird, in einzelnen Bereichen nicht auch eine Fernwärmeversorgung sinnvoll sein könnte. Genaueres wird dazu in der Kommunalen Wärmeplanung festgelegt, die bis Mitte 2026 fertig sein muss.

Die weiteren Schritte
In Mainz gibt es aktuell noch mehrere zehntausend Haushalte, die mit Gas oder Erdöl heizen. Wie schnell kann die Landeshauptstadt komplett auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umgestellt werden? Mittels beispielsweise der Anzahl an umzustellenden Gasanschlüssen auf alternative Erzeugungstechniken wie etwa  Fernwärme und den damit verbundenen Bauarbeiten für Leitungsbau, Anlagenplanungen, etc. haben die Gutachter die Zeithorizonte für die Umsetzung der Wärmewende in Mainz abgeschätzt sowie die Möglichkeit der vollständigen Umsetzung für die Jahre 2030, 2035 und 2045 bewertet. Hierbei zeigt sich, dass beispielsweise ein Fernwärme-Ausbau wie er im Rahmen des WMP 2.0 vorgeschlagen wird, bis 2030 und 2035 unrealistisch ist oder extrem ambitioniert erscheint. Dahingehend kann das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 im Wärmebereich durch starke Anstrengungen vermutlich erreicht werden.
Der Wärmemasterplan wird am heutigen Dienstag, 12. September 2023, in der gemeinsamen öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses und des Klimabeirates des Mainzer Stadtrates präsentiert und besprochen. Am Dienstag, 26. September, werden alle Ortsbeiräte und die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher in einer Online-Veranstaltung von Janina Steinkrüger und Dr. Tobias Brosze über den Wärmemasterplan informiert. Am selben Tag ist dann für den Abend eine Online-Infoveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger vorgesehen.
Janina Steinkrüger: „Wir wissen, dass viele Menschen das Thema der künftigen Wärmeversorgung ihrer Wohnung oder ihres Hauses sehr bewegt. Der Wärmemas-terplan zeigt sehr deutlich, dass da eine gewaltige Aufgabe vor uns allen liegt. Eine Aufgabe, die nicht nur viel Geld benötigen wird, sondern auch etliche Jahre in der Um-setzung dauern wird. Das geht nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, die wir deshalb von Anfang mitnehmen möchten.“   

Weitere Informationen zum Wärmemasterplan 2.0 gibt es im Internet auf der Webseite der Mainzer Stadtwerke AG unter  www.mainzer-stadtwerke.de/nachhaltigkeit/klimaschutz/waermemasterplan