Kategorien: Stadtwerke AG
13.07.2015

Regierungspräsidium genehmigt zwei Aufsuchungsbohrungen für Hessens erstes Geothermiekraftwerk

Eine kleine Zeremonie für einen weiteren Meilenstein für Hessens erstes Tiefengeothermiekraftwerk: Im Beisein von Landrat Thomas Will und Bürgermeister Carsten Sittmann überreichte Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid den Genehmigungsbescheid für zwei Aufsuchungsbohrungen und Leistungspumpversuche für das Geothermiekraftwerk östlich von Trebur. ÜWG Geschäftsführer Detlev Höhne nahm die Genehmigungsunterlagen entgegen und enthüllte feierlich das Bauschild auf dem Bohrplatz. Höhne bezeichnete den Termin als wichtigen Meilenstein für das Geothermieprojekt der ÜWG und die Nutzung der Erdwärme im Kreis Groß-Gerau. „Bis zur heutigen Genehmigung war es ein weiter Weg. Ein Weg auf dem sich viele Menschen erfolgreich eingebracht haben. Nach mehr als sechsjähriger Planung, Vorbereitung und umfangreicher Bürgerbeteiligung geht es jetzt endlich los. Mit dem vorliegenden Genehmigungsbescheid können nun der Bohrplatz hergerichtet, die beiden Aufsuchungsbohrungen niedergebracht und Fördertests durchgeführt werden. Nach erfolgreicher Bohrung soll der Kraftwerksbau beantragt werden“. Bis zum Jahresende 2015 soll der Bohrplatz hergerichtet werden. Die rund 4.000 Meter tiefen Bohrungen sollen Anfang nächsten Jahres starten und im Jahr 2017 könnte - bei erfolgreicher Aufsuchung, Erlangung der Bergbauberechtigung und nach weiteren behördlichen Zustimmungen - der Kraftwerksbau beginnen. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid machte bei der Bescheidsübergabe darauf aufmerksam, dass die im Rahmen der Bürgerbeteiligung geäußerten Bedenken aus der Bevölkerung und des Bauernverbandes Trebur sehr ernst genommen werden. Sie wies daraufhin, dass ein solches Projekt intensiv vom Regierungspräsidium, insbesondere der Bergaufsicht, überwacht und mit weiteren Zulassungsverfahren begleitet werden wird, um die Sicherheit und den Umweltschutz zu gewährleisten. Sie zeigte sich überzeugt von den Plänen der ÜWG mittels Erdwärme umweltfreundlich Strom und Heizenergie zu erzeugen. „Das Projekt ist nicht nur in seiner Vorbereitung und frühzeitigen Bürgerbeteiligung durch den Unternehmer vorbildlich. Mit der geplanten Realisierung von Hessens erstem Tiefengeothermiekraftwerk erhoffe ich mir auch einen Impuls für die Umsetzung weiterer solcher Projekte in Südhessen. Die Nutzung der Erdwärme kann zukünftig im Mix der Erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle spielen“. Landrat Thomas Will würdigte das Engagement der ÜWG: „Dieses Projekt hilft uns bei der Umsetzung unserer politischen Beschlüsse zur Energiewende im Kreis Groß-Gerau und wurde mit einer vorbildlichen Bürgerbeteiligung umgesetzt“. Bürgermeister Carsten Sittmann ist froh, dass es nun bald losgeht: „Wir freuen uns, dass Hessens erstes Tiefengeothermiekraftwerk in Trebur entstehen soll“.
Hintergrund: Der nördliche Oberrheingraben, in dem auch der Kreis Groß-Gerau liegt, ist für die Erdwärmegewinnung besonders geeignet, denn dort trifft man auf günstige geologische Bedingungen. Die errechnete durchschnittliche Thermalwassertemperatur in einer Bohrtiefe von 3.500 Meter bis 4.000 Meter liegt mit circa 160 bis 180 ° C deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt und ermöglicht so die Erzeugung von Strom und Wärme. Ein Geothermiekraftwerk könnte pro Jahr rund 25 Millionen Kilowatt-stunden Ökostrom produzieren. Diese Menge reicht aus, um rund 21.000 Menschen im Kreis Groß-Gerau mit Strom zu versorgen und leistet damit einen wesentlichen Beitrag um das politische Ziel des Kreises Groß-Gerau bis zum Jahr 2020 mit etwa 30 Prozent des Stromver¬brauchs aus Erneuerbaren Energien zu decken. Die Wärme, die ein solches Kraftwerk produziert, könnte den Jahreswärmebedarf von rund 400 Privathaushalten decken, was in etwa der Menge von 750.000 Litern Heizöl entspricht. Insgesamt können so gut 27.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.