Flexibel, einfach, umweltbewusst
Ziel des Projektes ?MVG ? Mein Rad? ist die Ergänzung und Erweiterung des Mobilitätsangebots im öffentlichen Personennahverkehr (öPNV) in Mainz. Gleichzeitig soll das Fahrrad-Verleihsystem helfen, Schadstoffemissionen sowie den Verkehrslärm zu senken und auf diese Weise die Umwelt zu schonen.
Was ist genau geplant? Bis zum Herbst 2012 wird im Liniennetz der MVG mit Förderung des Bundes ein flächendeckendes System aus etwa 120 Vermietstationen entstehen. Insgesamt sind nach dem Start in zwei Jahren knapp 1000 Fahrräder rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr verfügbar. Das System wird von der MVG und nach Ablauf des Förderzeitraums langfristig nutzerfinanziert betrieben werden. Das bedeutet: Für die Ausleihe der einzelnen Fahrräder wird eine Gebühr erhoben. Die genaue Gebührenstruktur wird noch erarbeitet. Die Stationen sind leicht zu bedienen und die Fahrradausleihe ist an jeder Station ganzjährig rund um die Uhr möglich.
Dank autarker Stromversorgung mittels Solarpanels werden die Stationen netzunabhängig und damit flexibel aufstellbar sein, erläuterte MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof. Dies ermöglicht eine ?lernende? Infrastruktur, das Netz kann mit zusätzlichen Stationen erweitert oder mit der Verlegung von einzelnen Stationen immer wieder neu an den Bedarf angepasst werden.
Bei der europaweiten Ausschreibung für die Stationen und die notwendigen Hintergrundsysteme hat sich das Unternehmen Sycube aus Wien durchgesetzt. Sycube entwickelt, installiert und wartet unter anderem Technologiesysteme für den öPNV-, den Transport- und Logistikbereich sowie die Abfallwirtschaft. Dazu zählen beispielsweise Fahrgastinformationssysteme, Stadtrad-Verleihsysteme oder Abrechnungssysteme. Sycube liefert ein schlüsselfertiges System nach Mainz. Angefangen beim Metallbau für die Vermietstationen über die Installationsarbeiten vor Ort, die Planung, die Lieferung und die Installation der Server und Netzwerkstruktur für das notwendige Informations- und Abrechnungssystem.
Das Besondere des Mainzer Systems: die erforderliche Flexibilität der 120 Verleihstationen. Sycube hat einen örtlichen Industriedesigner eingeschaltet, um die anspruchsvollen Anforderungen zu erfüllen. So soll das System weitgehend ohne Tiefbauarbeiten installiert werden, damit die Stationen flexibel von einem Standort zum nächsten wechseln können. Das Mainzer System soll vor Ort weitgehend ohne Fremdenergie funktionieren ? der Strom wird aus den 120 Photovoltaikeinheiten der Stationen gewonnen.
Lob gab es dafür von Oberbürgermeister Jens Beutel und Verkehrs- und Umweltdezernent Wolfgang Reichel. Beide wiesen darauf hin, dass der Fahrradverkehr in Mainz eine erhebliche Bedeutung hat. Ziel des Projekts ?MVG MeinRad? sei, die Verlagerung von Kurzstreckenfahrten vom motorisierten Verkehr auf den Radverkehr und damit eine Entlastung der Stadt vom Autoverkehr und die Reduzierung von Emissionen und Verkehrslärm.
Stadtwerke-Vorstand Detlev Höhne machte deutlich, dass man für diese Vorteile auch Geld in die Hand nimmt. So gibt der Bund für das Modellprojekt der Stadtwerke-Tochter MVG, die 2009 den Bundeswettbewerb ?Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme ? neue Mobilität in Städten? gewonnen hatte, einen Zuschuss von 50 Prozent bis maximal 1,9 Millionen Euro. Die restlichen knapp zwei Millionen Euro für ?MVG MeinRad? trägt die MVG mit Unterstützung der Stadtwerke Mainz AG.
Bei der Auswahl der künftigen Räder für die Verleihstationen gewann die Simpel GmbH aus der Schweiz das Rennen. Das Unternehmen beliefert mit Zürich, Bern, Genf und Lausanne die vier größten kostenlosen Radverleihprojekte in der Schweiz mit Fahrrädern und hat sich mit wartungsarmen Fahrrädern im Direktvertrieb einen Namen gemacht. In Mainz wird das so genannte Paper Bicycle zum Einsatz kommen, ein sehr robustes Rad mit tiefem Einstieg.