Die Stadtwerke Mainz AG beabsichtigt, neun neue Straßenbahnen für Mainz zu beschaffen. ?Nach eingehender Prüfung aller Vorgaben haben wir uns im Vorstand für die Beschaffung neuer Straßenbahnen entschieden?, erklärt Dr. Werner Sticksel, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Mainz AG (SWM). ?Im Vorfeld hatte die Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) in unserem Auftrag parallel europaweite Ausschreibungen durchgeführt, zum einen zur Sanierung der vorhandenen 10 Straßenbahnen des Typs M8 Hochbord, zum anderen zur Neubeschaffung von 9 modernen Niederflurfahrzeugen. Die Gegenüberstellung der erzielten Ergebnisse unter gleichzeitiger Berücksichtigung der jeweiligen Betriebskosten für die nächsten 16 Jahre war die Grundlage für unsere Entscheidung.?
Oberbürgermeister Jens Beutel begrüßt diese Entscheidung des Stadtwerke-Vorstands: ?Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht für alle Fahrgäste der MVG, denn neue Niederflurwagen tragen in jedem Fall zu einem noch besseren öPNV-Angebot in Mainz bei. Damit ist das Ende der Hochflurfahrzeuge in Mainz endgültig: Anfang 2008 wurden bereits 36 neue Niederflurbusse für rund 10 Mio. Euro beschafft und damit die ära der Hochflurbusse beendet. Jetzt sorgen die neuen Straßenbahnen für rund 20 Mio. Euro dafür, dass es im Fuhrpark der MVG nur noch komfortable Niederflurfahrzeuge geben wird.?
Und Beutel fügt hinzu: ?Als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke Mainz AG bin ich natürlich besonders erfreut darüber, dass die Beschaffung dieser neuen Straßenbahnen wieder in vollem Umfang allein von der Stadtwerke Mainz AG gestemmt werden kann, denn finanzielle Zuschüsse für neue Fahrzeuge gibt es bereits seit 2001 nicht mehr. Damit erfüllt der Stadtwerke-Vorstand nicht nur seine Zielvereinbarung mit dem Aufsichtsrat, die einen Ausgleich des jährlichen Defizits der MVG in vollem Umfang vorsieht, er übertrifft diese Zielvereinbarung. Dies zeigt deutlich die gesunde Finanzkraft des kommunalen Unternehmens Stadtwerke Mainz AG.?
Zur Bewertung:
Die MVG betreibt den Straßenbahnverkehr mit 26 Bahnen, davon 16 Niederflurfahrzeuge Baujahr 1996 und 10 M8-Hochbordfahrzeuge von 1975 und 1984 und befördert allein damit fast 10 Mio. Fahrgäste im Jahr, insgesamt sind es rund 47 Mio. Fahrgäste. Der technische Zustand der 34 bzw. 25 Jahre alten M8 Fahrzeuge führt zu hohen Unterhaltungsaufwendungen und Ausfallzeiten. Um den Straßenbahnbetrieb auch in Zukunft zu gewährleisten, besteht dringender Handlungsbedarf.
Deshalb wurde in einem zweistufigem Verfahren eine europaweite Ausschreibung sowohl zur Sanierung der M8 Wagen wie auch zu einer Neubeschaffung durchgeführt. Ziel einer Sanierung der Fahrzeuge ist eine Laufzeitverlängerung um 16 Jahre alternativ wurde im Rahmen des Verfahrens die Ersatzbeschaffung von 9 neuen Fahrzeugen ausgeschrieben.
Grundsätzlich sind beide Ansätze möglich, um bis in das übernächste Jahrzehnt hinein die Straßenbahn in Mainz zu betreiben. Die Ausschreibung der Sanierung zeigt ein Ergebnis von insgesamt rund 7 Mio. Euro ohne Umrüstung auf Niederflurtechnik. Das Ausschreibungsverfahren für die Ersatzbeschaffung brachte Fahrzeugpreise, die jetzt auch eine Neubeschaffung möglich machen. Die höheren Investitionskosten werden zu einem erheblichen Teil durch deutlich niedrigere Unterhaltungskosten, einen geringeren Stromverbrauch mit Rückspeisung bei Bremsvorgängen und die längere Lebensdauer der Fahrzeuge ausgeglichen.
Neben der wirtschaftlichen Bewertung sprechen weitere gravierende Argumente für eine Neubeschaffung: Bei einer Sanierung bleiben erhebliche betriebliche Risiken, da nicht alle Komponenten saniert und die Fahrzeuge eine Laufzeit von fast 50 Jahren erreichen werden. Die Hochbordfahrzeuge sind in ihren Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt, die Laufleistung der Gesamtflotte würde sich wie in den vergangenen Jahren auf die modernen Hochflurfahrzeuge konzentrieren und hier zu steigenden Unterhaltungskosten führen. Auch verfügen die neuen Fahrzeuge über eine größere Kapazität als die M8-Wagen, die angesichts der gestiegenen Fahrgastzahlen in den vergangenen Jahren gerade zu Spitzenzeiten gebraucht wird. Vor allem aber erlauben moderne Niederflurfahrzeuge die Mobilität für alle, was angesichts der demographischen Entwicklung und der langen Laufzeit der Fahrzeuge ein sehr wichtiges Argument ist.