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Stadtwerke AG
04.12.2014
Energiewende im Heizungskeller
Inbetriebnahme der ersten Brennstoffzellen-Heizung im Kreis Groß-Gerau
Die Temperaturen sinken und der Winter steht vor der Tür. Genau die richtige Jahreszeit, um sich mit dem Thema Heizen zu beschäftigen. Das dachte sich auch Ludwig Böhmer aus Büttelborn und nahm Kontakt mit der Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG) auf. Eine neue Heizung sollte installiert werden, aber keine normale Gas-Brennwert-Heizung, sondern eine innovative energieeffiziente Brennstoffzellen-Heizung, die mittels Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme produziert. ÜWG-Geschäftsführer Jürgen Schmidt hatte ihm im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema Energiewende über diese neue Heizungstechnik berichtet. Gemeinsam mit der ÜWG wurden die Planungen vorangetrieben und die neue Anlage eingebaut. Am vergangenen Donnerstag konnte dann gemeinsam mit Landrat Thomas Will und Bürgermeister Andreas Rotzinger die erste Brennstoffzellen-Heizung im Kreis Groß-Gerau offiziell in Betrieb genommen werden. Ab sofort produziert die Brennstoffzellen-Heizung Vitovalor 300-P von Viessmann die benötigte Wärme für das Wohnhaus von Ludwig Böhmer.
Eingebaut wurde die Anlage von der WHSE GmbH & CO. KG. WHSE-Geschäftsführer Chris¬ti¬an Freisch¬lad erklärte im Rahmen des Inbetriebnahmetermins die Funktionsweise der innovativen Heizung. Brennstoffzellen sind innovative und effiziente Energiewandler. Durch die kombinierte Nutzung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung) kann ein Gesamtwirkungsgrad von 90 % erreicht werden. Die Brennstoffzellen-Heizgeräte werden an das Erdgasnetz angeschlossen und wandeln das Gas in der Brennstoffzelle zu Strom und Wärme. Die Brennstoffzellen-Technologie verspricht bei der Verwendung als Haus-Energiezentrale eine Reihe von Vorteilen. So werden die Betreiber unter anderem von Einsparungen bei den Energiekosten profitieren. Besonders die Nutzung des selbst erzeugten Stroms im eigenen Haus verringert den Bezug teuren Stroms aus dem öffentlichen Netz. Damit reduziert sich gleichermaßen die Abhängigkeit vom Stromversorger und den zukünftig noch zu erwartenden Preissteigerungen. Als dezentrale Stromerzeuger leisten diese Brennstoffzellen-Heizgeräte darüber hinaus einen Beitrag zur Entlastung der Stromnetze. Nicht zuletzt profitiert auch die Umwelt von dieser Technologie: Gegenüber der herkömmlichen zentralen Strom- und dezentralen Wärmeproduktion reduziert das neue System die CO2-Emissionen um bis zu 50 Prozent. Die Anlage von Herrn Böhmer hat eine thermische Leistung von einem Kilowatt und eine elektrische Leistung von 0,75 Kilowatt.
Landrat Thomas Will freute sich über die nachhaltige Heizungsanlage und betonte: „Es wird allzu oft vergessen, dass die Energiewende auch eine Wärme- und Energieeffizienzwende sein muss. Denn jede Kilowattstunde Strom oder Wärme, die nicht verbraucht wird, muss auch nicht erzeugt werden. Umgekehrt können wir es uns nicht leisten, entstehende Energie verpuffen zu lassen. Daher freue ich mich, dass wir heute im Kreis Groß-Gerau die erste innovative Brennstoffzellen-Heizung in Betrieb nehmen können, die diese Kriterien erfüllt“.
Bürgermeister Andreas Rotzinger freute sich, dass gerade die erste Brennstoffzellen-Anlage im Kreis Groß-Gerau in der Gemeinde Büttelborn errichtet worden ist. Rotzinger bezeichnete das innovative Projekt als weiteren wichtigen Baustein für die Energiewende vor Ort und dankte Ludwíg Böhmer für dessen Engagement. „Jede Kommune braucht Energiepioniere, die wie Herr Böhmer solche innovativen Projekte realisieren“.
Für die Überlandwerk Groß-Gerau GmbH stellte Geschäftsführer Jürgen Schmidt fest: „Die Einführung von neuen Technologien zur Effizienzsteigerung bei der Energieerzeugung gehört zu den Schwerpunktaufgaben der kommunalen Versorgungswirtschaft. Wir freuen uns, dass wir als Energiedienstleister im Kreis Groß-Gerau Herrn Böhmer bei der Planung und Errichtung dieser Anlage beraten und unterstützen konnten“.
Ludwig Böhmer war sichtlich stolz auf seine innovative Brennstoffzellen-Heizung und erklärte, dass er ein sehr technikbegeisterter Mensch sei und die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie schon seit Jahren beobachte. Er bezeichnete die Anlage als seinen persönlichen Beitrag zur Energiewende, der ihn gleichzeitig unabhängiger vom Strommarkt mache und Geld spare.
Die Markteinführung der neuen Technologie befindet sich noch am Anfang und die Kosten für Brennstoffzellen-Anlagen sind noch deutlich teurer als vergleichbare Gas-Brennwert-Heizungen, deshalb konnte sich Herr Böhmer über hohe Förderzuschüsse freuen. Der Einbau der Brennstoffzellen-Heizung wurde vom Land Hessen und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 16.700 Euro gefördert, die Mainzer Stiftung für Klimaschutz und Energieeffizienz gab einen Förderzuschuss von 5.000 Euro und die Gasunion förderte 2.000 Euro.